„Vielleicht bin ich auch im Kopf zu jung, um an diesem Alten festzuhalten.“

2019 waren wir in Angermünde und luden ein zu Hörstationen in unser mobiles Tonstudio unseres Gedanken-Mobils und auch ganz spontan „über den Gartenzaun“. Im Fokus standen Gedanken zum Miteinander. Was so über das Leben und die Nachbarschaft in Angermünde berichtet wurde, haben wir hier in einem kurzen Steckbrief zusammengefasst. Daraus ist eine Ausstellung in einem Angermünder Bushaltestellen-Wartehäuschen entstanden.

Ortssteckbrief Angermünde

[Zeitraum der Befragungen/Stand]
2019

[Genannte Orte im Ort]
Blumenberger Mühle, Jugendclub, Altenheime, Pflegestützpunkte, Tierpark, Strandbad, Kneipe in Schmargendorf

[Geografische Eckpunkte]
14.000 Einwohner mit vielen Dörfern, da hat manches gerade mal 80 Ansässige, aber immerhin soll Angermünde  flächenmäßig die zwölftgrößte Stadt in Deutschland sein/ Landwirtschaft und Tourismus

[Und die Qualität im Leben?]
„Einer sagt so, einer so.“ / “Es lebt sich schon gut hier.“ / “Einkaufsmöglichkeiten haben wir genug, bald zu viele.“ / gutes Internet / „Ich will hier nicht weg.“ / „Es wohnt sich wunderbar hier.“ / Leben mit Dorfcharakter trifft kurzen Weg zur Großstadt.

[So wandelt(e) sich der Ort ]
Vieles hat sich verändert, seit die Mauer weg ist. / „Nach der Wende hat es sich für einige zum Positiven entwickelt, für andere nicht.“ / „Es sind viele Eingesessene weggezogen.“/ Viel wurde gebaut, modernisiert und investiert. /  „Ich sehe viele positive Veränderungen“ / Arbeitslosigkeit sei schon besser geworden, Fachkräfte werden eben gebraucht, Berlin ist nah

[Neue Nachbarn]
„Wir haben hier recht viele Migranten, was für mich nicht ganz so problematisch ist. Manchmal macht es ein bisschen Angst, weil es andere Kulturen sind, aber ich glaube, das ist einfach die Angst vor dem Unbekannten.“

[Das schafft hier Freude]
Der eigene Garten, da hat fast jeder einen, da trifft man seine Freunde / der Tierpark / das Strandbad / die Seen / die Wälder / das Naturschutzgebiet / der Weg zur Ostsee / der Weg nach Berlin und die Lage im äußeren Speckgürtel davon / Angeln – von Aal über Hecht zum 2,60 m langen Wels

[Aktivmomente]
… in Sportclubs

[Anstoßpunkte]
Arbeitstechnisch läuft hier noch nicht alles rund. / In Bölkendorf schließen sie morgens auf und abends zu, keine Gaststätte mehr / „Eckensteher“, die nichts mit ihrer Freizeit anzufangen wissen, aber meckern / Die meisten hauen ab, weil hier nichts sei. / „Untereinander, miteinander ist immer so eine Sache.“

[Zerbrochenes]
Das gibt’s nicht mehr – den Bahnbetrieb / das Emaillierwerk / das Plattenwerk / den Betrieb für Landtechnik – Wer repariert jetzt eigentlich die Mähdrescher? / „Hier ist alles kaputt gegangen nach der Wende. Nichts wurde wieder aufgebaut. Meine Kinder sind alle weggezogen.“

[Wunschliste]
Mehr Jugend soll bleiben / Kino / von den Entscheidungsgremien öfter befragt werden und weniger Sachen übergeholfen bekommen / kleinere Gemeinden mit besserer Verkehrsanbindung / mehr Ärzte, die nach der Altersstruktur der Orte verteilt werden / mehr Selbstverantwortung für sein Leben übernehmen

[Zitat zum Nachdenken]
„Vielleicht bin ich auch im Kopf zu jung, um an diesem Alten festzuhalten.“